
Ampel-Leitsystem für Blinde
Die Firma navtec GmbH hat für ein bestehendes Blindenleitsystem eine volldigitale Signalerzeugung und Signalaufbereitung als Ersatz für die herkömmliche analoge Lösung entwickelt. Das System wurde unter Verwendung eines 40-MHz-DSP realisiert. Es werden alle technischen Daten von DIN und RilSA eingehalten.
Eine Blindenampel oder auch Blindenleitsystem besteht im wesentlichen aus Schallquellen definierter Tonlage. Es werden zwei verschiedene Signale verwendet:
- Ein Pilotton, in Form eines Knackgeräusches mit niedriger Wiederholrate, dient dazu den Blinden zum Ampelmast zu leiten. Der Pilotton ist auch während der Rot-Phase aktiv.
- Ein Freigabeton, in Form eines Sinus- bzw. Multiton-Bursts, dient dazu den Blinden das Fußgänger-GRÜN zu signalisieren. Das Freigabesignal leitet den Blinden dann über die Fußgänger-Furt. Das Freigabesignal wurde aufgrund psychoakustischer Eigenheiten des menschlichen Gehörs entworfen. Es hebt sich von üblichen Umweltgeräuschen gut ab und unterstützt das Richtungshören.
Die erzeugten Töne werden außerdem dynamisch der Umgebungslautstärke angepaßt und liegen immer 0…5 dB über dem gemessenen Umgebungsgeräusch
Das Innenleben der Blindenampel
Das System zeichnet sich durch folgende Vorteile gegenüber herkömmlichen analogen Lösungen aus:
- Volldigitale Signalerzeugung mit Taylorreihen im DSP.
- Die beiden Signale Pilotton und Freigabeton werden mit einem Prozessor auf einer Platine erzeugt.
- Es sind keine Abgleichelemente wie Trimmer oder Potis vorhanden.
- Hohe Frequenzstabilität über den gesamten Temperaturbereich.
- Das System kann mit Drehschaltern oder über eine Infrarot-Schnittstelle (IrDa) auch während des Betriebs programmiert werden.
- Das aufgenommene Signal des Umgebungsgeräusches wird digital gefiltert, um eine Beeinflussung durch gegenüberliegende Signalgeber auszuschließen. Die digitalen Filter selektieren außerdem das typische Verkehrslärm-Spektrum.
- Der Prozessor übernimmt gleichzeitig alle Steuerungs- und Kontrollaufgaben. Hierzu gehören umfangreiche Sicherheits und Überwachungsroutinen.

Das Innenleben der Blindenampel; deutlich ist der DSP, das zentrale Bauelement, zu erkennen.
Als weitere hochintegrierte Schaltkreise werden ein zweifach-CODEC und ein PLD eingesetzt. Durch die hohe Integration und die Digitalisierung der Funktionen finden nur noch wenige analoge Bauelemente Verwendung.

Klang einer Blindenampel
Um sich einen Eindruck vom Klang einer Blindenampel zu verschaffen, klicken Sie auf die folgenden Signale. Sie müssen in Ihrem Rechner eine Soundkarte zum Abspielen der .WAV-Files installiert haben. Die Sound-Files haben je eine Länge von 3s oder 24kByte. Sie sind mit 8Bit und 8kHz Abtastrate aufgezeichnet.
Tacker |
|
FT |
FT+Tacker (- 3 dB) |
FTm |
FTm+Tacker (- 3 dB) |
Technische Daten für Blindenleitsysteme in Deutschland
In Deutschland werden die technischen Anforderungen an Leitsysteme für Blinde vor allem durch die
- DIN 32981,
- DIN VDE 0832 und
- RilSA (Richlinien für Lichtsignalanlagen)
festgelegt. Diese sind im folgenden kurz wiedergegeben:
Montagehöhe | |
Betriebstemperatur | |
Pegelanhebung über die Umgebungslautstärke, einstellbar | |
Minimalpegel in 1m Abstand vom Signalgeber | |
Maximalpegel in 1m Abstand vom Signalgeber | |
Messung des erzeugten Signalpegels und Abschaltung | |
Gradient für Pegelanhebung bei Umgebungslautstärke-Zunahme | |
Gradient für Pegelabsenkung nach Umgebungslautstärke-Abnahme | |
Wiederholrate des Pilottonsignals | |
Hörbarkeitsbereich des Pilottonsignals im Umkreis des Ampelmastes | |
Wiederholrate des Freigabe-Signals | |
Tastverhältnis | |
Grundfrequenz des Freigabe-Signals (FT und FTm) | |
2. Oberwelle des Freigabe-Signals (nur FTm) | |
3. Oberwelle des Freigabe-Signals (nur FTm) | |
Frequenzfehler | |
Frequenzfehler über der Temperatur | |
Messung der erzeugten Frequenz und Abschaltung | |
Betriebsspannungsbereiche | 24 V 40 V 230 V (-10 …+6%) |
Messung der Betriebsspannung und Abschaltung bei Unterschreitung | |
Gehäuseschutzart |
Es sind umfangreiche Schutzmaßnahmen zur Selbst-Überwachung der Schaltung zu implementieren, damit sichergestellt ist, daß das Gerät unter keinen Umständen Freigabe- oder verwechselbare Signale außerhalb der (sichtbaren) Grünphase erzeugt. Aus diesem Grund wird z.B. auch bei Unterspannung abgeschaltet.